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Autor: Simon Jacob
Ort: Bad Griesbach/Deutschland
Format: Text
Thema: Politik, Gesellschaft
Datum: 23.04.2022
Portal: www.oannesjournalism.com
Textdauer: ca. 3 Min.
Sprache: Deutsch
Titel: CDU/CSU - Herausforderungen in einer sich verändernden Welt -
CSU Klausurtagung des Landkreises Landshut in Bad Griesbach
CDU/CSU - Herausforderungen in einer sich verändernden Welt -
CSU Klausurtagung des Landkreises Landshut in Bad Griesbach
Auf Einladung von Florian Oßner, MdB und Kreisvorsitzender des CSU - Kreisverbands Landshut - Land, referierte ich zum Thema "Hybrider Wahlkampf". Letztes Jahr leitetet ich gemeinsam mit Florian und einem großartigen Team ehrenamtlicher Helfer seine digitale Wahlkampagne, welche, meines Erachtens nach, in derartiger Form noch nie zuvor durchgeführt wurde, neue Möglichkeiten auslotete und Unmengen an Daten generierte. Ebenfalls war es mir wichtig auf die zunehmende Bedrohung durch Fakenews, im Besonderen auch russische Propaganda, einzugehen, die nicht erst seit heute ihre zerstörerische, sektiererische Wirkung entfaltet.
Das europäische Projekt euvsdisinfo.eu (dem Link folgen, um auf das Portal zu gelangen), auf das ich gleich zu Beginn aufmerksam machte, existiert bereits seit 2015 unter der Verantwortung der EU und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Falschmeldungen des Kremls genauer unter die Lupe zu nehmen. Ich kann allen Interessierten, die sich auch wirklich die Zeit nehmen wollen, das Portal nur wärmstens empfehlen.
Im weiteren Verlauf waren die Ergebnisse der Kampagne ein Thema, wobei auf die Zusammenhänge zwischen der Verhaltensweise des Algorithmus im Zusammenspiel mit den sozialen Meiden und der analogen Welt eingegangen wurde. Vieles, was während der Kampagne konzipiert und auch tatsächlich durchgeführt wurde, war absolutes Neuland. Einiges hat sich als nicht effizient erwiesen, andere Strategien bzw. Ideen haben eine solide Daseinsberechtigung und sollten ausgebaut werden. Dies kann aber nur in Zusammenarbeit mit den vielen Helferinnen und Helfern funktionieren und sollte meiner Meinung nach zukünftig durch eine digitale Basisstruktur der Partei begleitet werden, um einen maximalen und sinnvollen Effekt erzielen zu können. In diesem Zusammenhang sollten sich, meiner Erfahrung nach, Verbände intensiver vernetzen, um Synergieeffekte zu schaffen und ehrenamtliche Helfer nicht nur zu entlasten, sondern auch sinnvoller einzusetzen. Ein Wahlkampf wie früher funktioniert noch in einem Bereich, in dem sich die Menschen analog über einen Kandidaten informieren.
Daher steht die CSU vor der Aufgabe, traditionelle Wähler über 50 weiterhin effektiv sinnvoll zu informieren, aber auch neue Wege im digitalen Rahmen einzuschlagen. Das Eine wird nicht ohne das Andere funktionieren. Auch gilt es einen generations-, kultur- und religionsübergreifenden Spagat zu meistern, der alle Bevölkerungsschichten in Bayern/Deutschland anspricht, ohne dabei traditionelle Werte aus dem Blick zu verlieren. Die Verbindung zwischen kosmopolitisch – urbaner Wahrnehmung einer Exportnation, deren Aufgabe als federführender Architekt europäische Sicherheits- und Außenpolitik ist, und den Sichtweisen traditionell sensibler Bevölkerungsschichten auf dem Land (und in der Stadt) wird eine der zukünftigen Hauptaufgaben der CSU sein.
Als objektiver Beobachter mit nahöstlichen Wurzeln und dem entsprechenden orientalischen Aussehen, welches mich nun einmal prägt, machte ich, als ich ab und zu mit Florian in ländlichen Regionen Wahlkampf live erleben durfte, die Erfahrung, dass eine Wahrnehmungsdiskrepanz zwischen urbanen und ländlichen Regionen herrscht. Jemand, der wie ich in unterschiedlichen Kulturen groß geworden ist und sich dafür immer wieder auch rechtfertigen muss und auch die Loyalität zur Heimat unter Beweis zu stellen hat, entwickelt eine tiefe und prägende Sensibilität, wenn das entsprechende Umfeld in Sorge ist und durchaus nachzuvollziehende Ängste hat; kumuliert in einem Wertebild, welches, in einer sich stark veränderten Welt, an Traditionen festhält und vor Neuem Angst hat. Dies betrifft die gesellschaftliche Zusammensetzung, die mit zunehmender Zuwanderung eine intensive Veränderung erfährt, findet einen Übergang zu geopolitischen und wirtschaftlichen Entwicklungen, die verunsichern und endet z.B. in der Tatsache, dass Muslime sich zu den Werten der CSU bekennen, ohne im eigentlichen Sinne Christ sein zu müssen, weil es explizit um die Werte geht.
Die Parteispitze steht vor eben dieser Herausforderung und sollte auch keine Zeit verlieren, entsprechende Konzepte, mit Hilfe der Digitalisierung, zu entwickeln.
Gerade jetzt, in einer Zeit in der „Fakenews“, „russische Trollfabriken“ und „Despoten“ aus dem nahöstlichen Raum versuchen die Gesellschaft durch die exponentielle Verbreitung massiven Schwachsinns zu spalten, um die demokratische Strukturen zu konterkarieren, können und sollten gemeinsame Werte wie Meinungs- und Pressfreiheit, Religionsfreiheit, Pluralismus und der Glaube an die kreative Entfaltung des Individuums einen Schutzwall bilden, der uns alle verbindet und nicht trennt.
Dies gilt für sowohl die ländliche Regionen, wo berechtigte Ängste und Sorgen existieren, als auch für die urbanen, in denen ebenfalls manch einer verzweifelt ist, weil er nicht mehr weiß, wie er die nächste Miete bezahlen soll oder Angst vor Anschlägen hat.
Die gezeigte Analyse ist in Deutsch und Englisch auf der Webseite wie folgt (bitte dem Link folgen) abrufbar.
Die Kurzversion mit zusätzlichen Ergänzungen ist unter dem Cloudlink wie folgt (bitte dem Link folgen) zu finden.
Persönlich möchte ich nicht nur den Anwesenden danken, die an der Veranstaltung teilgenommen haben. Mein Dank gilt im Besonderen den vielen Helferinnen und Helfern, die in ihrer Freizeit „Digitale Wahlkämpfer“ waren und vor einer immensen Herausforderung standen. Hieraus kann und wird die Parteispitze hoffentlich für die Zukunft lernen.
Und zu guter Letzt ist auch Florian Oßner zu danken, der den Mut aufgebracht hat neue Wege zu gehen, trotz der Ängste und Sorgen, mit denen er sich immer wieder konfrontiert sah.
Simon Jacob,
Bad Griesbach, 23.04.2022